Diagnostische Tests – was, wie, warum?
Anhand diagnostischer Tests können Ärzt:innen die konkreten Merkmale und Eigenschaften Ihres Tumortyps analysieren, den Tumorgrad und das Krebsstadium bestimmen, den bestmöglichen Behandlungsplan für Sie entwickeln und Ihren Gesundheitszustand sowie die Auswirkungen der Behandlung überwachen. Hier finden Sie Informationen zu gängigen Tests und Untersuchungen, die zur Diagnose und Überwachung von NET durchgeführt werden.
Biopsie
Bei einer Biopsie wird ein kleines Stück Gewebe aus dem vermuteten Tumor entnommen (entweder durch eine Endoskopie oder eine Operation) und in einem Pathologielabor untersucht. Bei der Immunhistochemie untersucht ein:e Patholog:in das Tumorgewebe in der Regel auf bestimmte Biomarker, wie z. B. Chromogranin A. Bei dieser Art von Test werden Antikörper verwendet, die mit einem Farbstoff verbunden sind, so dass der/die Patholog:in das Gewebe unter dem Mikroskop betrachten und spezifische Informationen über die Tumorzellen erhalten kann.
Der histologische Befund liefert den Onkolog:innen entscheidende Informationen für die Planung einer individuellen Behandlungsstrategie für Ihre Krebserkrankung. Es gibt verschiedene Arten von Biopsien und Ihr Arzt/Ihre Ärztin wird möglicherweise mit Ihnen besprechen, welche für Ihren konkreten Fall in Frage kommt.
Blutproben
Ärzt:innen suchen nach Anzeichen für erhöhte Werte von NET-Biomarkern, insbesondere bestimmter Proteine und Hormone, die helfen können, die Art des NET zu bestimmen. Blutproben werden u. a. zur Untersuchung der Nierenfunktion (Harnstoff und Elektrolyte), der Leberfunktion, der Schilddrüsenfunktion, der Hypophysenhormone (z. B. Prolaktin, Wachstumshormone), Serumkalzium, Chromogranin A oder Plasma-Metanephrine verwendet.
Urinproben
Funktionelle NET produzieren in der Regel hohe Mengen an Serotonin, einer Chemikalie, die 5-HIAA abbaut und erzeugt. 5-HIAA wird über den Urin ausgeschieden. Für den Test auf 5-HIAA müssen Sie möglicherweise Urinproben abgeben, die über einen Zeitraum von 24 Stunden gesammelt wurden, da der Serotoninspiegel im Laufe des Tages steigt und fällt. Möglicherweise werden Sie gebeten, 3 bis 7 Tage vor dem Test bestimmte Medikamente, einschließlich rezeptfreier Arzneimittel und einige serotoninreiche Lebensmittel (z. B. Schokolade, Oliven und Bananen) zu meiden.
Endoskopie
Eine Endoskopie ist ein medizinisches Verfahren, das in der Regel unter Sedierung durchgeführt wird. Während der Endoskopie können kleine Proben verdächtigen Gewebes entnommen und im Pathologielabor untersucht werden. Je nach Lage und Art des Tumors kann eines der folgenden Verfahren angewendet werden:
Gastroskopie oder Koloskopie: Mithilfe eines dünnen, flexiblen Glasfaserschlauchs, eines sogenannten Endoskops, das über die Speiseröhre in den Magen (Gastroskopie) oder über den Enddarm in den Dickdarm (Koloskopie) eingeführt wird, können verschiedene Abschnitte Ihres Verdauungstrakts untersucht werden.
Bronchoskopie: Ein schmaler, flexibler, faseroptischer Schlauch, ein sogenanntes Bronchoskop, wird durch den Rachen in die Atemwege eingeführt, um die Luftröhre
und die Lunge zu untersuchen.Endoskopischer Ultraschall: Bei diesem Test werden der Verdauungstrakt und die umliegenden Organe (u. a. die Bauchspeicheldrüse) mit einer flexiblen Kamera mit Ultraschallfunktion untersucht. Dadurch lassen sich auch kleine Tumoren erkennen, die auf anderen Scans möglicherweise nicht sichtbar sind.
Radiologische Bildgebung
Bei der Computertomographie (CT) wird ein 3D-Bild des Körperinneren durch eine Reihe von Querschnittsbildern erstellt, die mit einem hochspezialisierten Röntgengerät aufgenommen werden. Normalerweise dauert der Scan ungefähr fünf Minuten. Bei bestimmten Scans trinken Sie vorher eine Kontrastmittellösung oder erhalten eine Kontrastmittelinjektion. Dadurch können bestimmte Gewebe besser sichtbar gemacht werden und schärfere Bilder von Tumoren oder anderen Anomalien erzeugt werden.
Bei der Magnetresonanztomographie (MRT) wird mithilfe von Magnetfeldern ein Signal erzeugt, das ein Computer zu einem 2D- oder 3D-Bild verarbeitet. Dadurch lassen sich kleine Tumore und Metastasen erkennen.
MRT-Scans dauern in der Regel länger als CT-Scans und sind lauter (möglicherweise erhalten Sie Ohrstöpsel). Für MRT-Scans wird ein röhrenförmiges Spezialgerät verwendet, das bei manchen Menschen Platzangst auslösen kann. Wenn Sie klaustrophobisch veranlagt sind oder anderweitige Bedenken haben, sollten Sie mit Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin über die Möglichkeit einer zusätzlichen Sedierung sprechen, damit Sie die Untersuchung besser verkraften. MRT-Scans sind nicht für Menschen mit Herzschrittmachern oder anderen Metallimplantaten geeignet.
Bei Ultraschalluntersuchungen werden hochfrequente Schallwellen verwendet, um Bilder aus dem Körperinneren zu erzeugen. Diese Scans sind nicht-invasiv, d. h. die Untersuchung wird vollständig außerhalb des Körpers durchgeführt, ohne dass Geräte in den Körper eingeführt werden und erzeugen Bilder in „Echtzeit“. Ultraschalluntersuchungen können die Struktur und Bewegung der inneren Organe und den Blutfluss in den Blutgefäßen zeigen.
Szintigrafie
Als Szintigrafie wird ein nuklearmedizinisches Bildgebungsverfahren bezeichnet, bei dem eine geringe Menge radiodiagnostischer Substanzen in die Blutbahn injiziert wird. Diese Verbindungen binden sich an Rezeptoren auf der Tumoroberfläche und setzen ein radioaktives Signal frei, das mit einem Scangerät nachgewiesen werden kann. Nuklearmedizinische Bildgebungsverfahren erzielen aufgrund ihrer hohen Empfindlichkeit und Präzision gute Ergebnisse beim Nachweis von NET und deren Metastasen.
Durch eine Kombination aus Positronen-Emissions-Tomographie (PET) und CT-Scans, die als
PET/CT-Scans bezeichnet wird, lassen sich noch detailgenauere Bilder erstellen.
Gallium-68- oder Copper-64-PET-Scans können bei Patient:innen mit NET eingesetzt werden, welche Somatostatin-Rezeptoren exprimieren, eine Art zellulärer Rezeptoren, die bei einigen NET auftreten. Dadurch lassen sich Tumore überall im Körper aufspüren, die mit MRT- oder CT-Scans allein nur schwer zu erkennen sind.
Mit 18F-FDG-PET-Scans lassen sich Zellen aufspüren, die aufgrund eines erhöhten Stoffwechsels große Mengen an Glucose verbrauchen, wie es bei Krebszellen häufig der Fall ist. Dieser Scan eignet sich zur Erkennung bestimmter Arten von NET, insbesondere aggressiver und schnell wachsender NET.